Seebestattungen
Veröffentlicht von Melanie Sikoll am 18. Januar 2021
Borkum – Ich nutze gern die Gelegenheit, im Hafen einen kleinen Rundgang zu machen. Vor allem, wenn interessante Schiffe einlaufen. Heute war wieder so ein Tag. Die MS Groninger hatte sich angekündigt, ein Charterschiff, welches für bis zu 15 Personen zugelassen ist.
Ein paar Fakten zur MS Groninger:
Länge: 21 Meter, Breite: 6 Meter, 5 Kajüten mit je 2 Kojen, Salon, Sonnendeck, Sitzecke, eine 535 PS Cummins-Maschine, die es auf 11 Knoten bringt, Heimathafen: Norddeich Westhafen.
Charterschiff bedeutet, daß man individuelle oder vorgeplante Törns buchen und mit Kapitän und Crew auf die Reise gehen kann. Nimm mich mit, Kapitän, zu den Ostfriesischen Inseln, den Seehundsbänken, einer Nachtfahrt, die allermeisten Ideen lassen sich planen und durchführen, sogar die Eheschließung auf See ist möglich. Da wird so eine Schiffsreise zum unvergesslichen Erlebnis.
Das Besondere bei der MS Groninger ist, daß Kapitän Scheepker seit 1996 Verstorbenen, die im Leben der See verbunden waren, eine würdevolle letzte Reise ermöglicht, die Seebestattung.
Seebestattungen werden in Deutschland von vielen Reedereien an Nord- und Ostsee durchgeführt. Bis vor einigen Jahren war für diese Bestattungsform ein besonderer Bezug zur See erforderlich, zum Beispiel durch den Beruf. Das hat sich inzwischen geändert und damit ist es heute jedem möglich, das Meer als letzte Ruhestätte zu wählen.
Eine Seebestattung setzt immer voraus, daß der Verstorbene eingeäschert wurde. Eine wasserlösliche Urne mit der verbliebenen Asche wird an Bord aufgestellt und dekoriert, die Flagge auf Halbmast gesetzt und die Position für die Beisetzung angesteuert. Diese Position befindet sich immer außerhalb der Dreimeilenzone, das bedeutet, die Bereiche („rauer Grund“ genannt) werden nicht von Fischern oder Wassersportlern genutzt. Ist die Position erreicht, wird die Maschine gestoppt und vier Doppelschläge der Schiffsglocke erklingen. Es folgt eine Trauerrede und/oder individuelle Abschiednahme und die Urne wird am Tampen (Schiffstau) zu Wasser gelassen. Meist fährt das Schiff danach noch eine Ehrenrunde um die Stelle herum. Die Koordinaten der Beisetzung werden dokumentiert und bleiben erhalten, so daß die letzte Ruhestätte jederzeit per Schiff im Rahmen einer Gedenkfahrt besucht werden kann.

