Offener Brief vom Bürgermeister Jürgen Akkermann
Veröffentlicht von IRaBo am 25. März 2020
Liebe Borkumerinnen, liebe Borkumer,
die Corona-Krise hat unsere Insel weiter im Griff.
Mittlerweile haben wir den ersten nachgewiesenen Coronafall. Dies war zu erwarten, es war ja nicht die Frage, ob dieser Fall eintritt, sondern wann. Denn trotz Einhaltung der Hygienevorschriften kann es jeden treffen. Dies ist kein Grund zur Panik oder Hysterie. Durch die seit Anfang der Woche angeordneten Kontaktbeschränkungen und die eingeleiteten Maßnahmen des Gesundheitsamtes hat sich die Gefahrenlage nicht wesentlich geändert. Es gilt weiter besonnen zu bleiben und die Kontaktbeschränkungen im Privaten und vor allem in den Geschäften zu beachten. Weiterhin ist das oberste Ziel, die unvermeidlichen Infektionen so gering zu halten, dass unser Gesundheitssystem die schweren Fälle versorgen kann. Die Rettungswege bei schweren Verläufen sowie stationäre Behandlungen auf der Insel für leichtere Fälle sind sichergestellt.
Ich wende mich heute insbesondere aus zwei Gründen an Sie. Zum einen gibt es immer noch Mitbürger, die den Ernst der Lage nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen. Insbesondere über junge Leute wird immer wieder berichtet, dass Kontaktbeschränkungen nicht beachtet werden und die Bedrohung durch das Virus heruntergespielt wird.
Liebe junge Borkumerinnen und Borkumer,
ihr seid nicht unverwundbar und auch von Jüngeren sind schwere Krankheitsverläufe bekannt. Insbesondere könnt auch ihr das Virus übertragen, untereinander und natürlich an Angehörige der sogenannten Risikogruppen: Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, also z.B. auch eure Großeltern.
Daher also meine dringende Bitte: Haltet euch an die Regeln und nehmt euch, bis die Bestimmungen gelockert werden, zurück.
Ein anderes Thema ist mir mindestens genauso wichtig. In den sozialen Medien und auch auf der Straße werden Menschen angepöbelt, ja angefeindet. Nicht weil sie etwas falsch gemacht haben, sondern weil sie vermeintlich nicht hierhergehören. Dazu gehörten Gäste, dazu gehören aber auch Mitarbeiter von Firmen, die hier tätig sind. Dieses Verhalten ist beschämend und inakzeptabel. Eine vernünftige Ansprache, wenn jemand ein im Zusammenhang mit den Kontaktbeschränkungen unerlaubtes oder rücksichtsloses Verhalten an den Tag legt, wünsche ich mir. Aber eine pauschale Beschimpfung und Verdächtigung ist immer unangebracht. Ich bitte auch zu bedenken, dass es weiterhin und immer wieder wichtige Arbeiten gibt, die von Festlandfirmen wahrgenommen werden müssen. Und ausnahmslos alle müssen sich an die Hygieneregeln und die Kontaktbeschränkungen halten. Daher geht von diesen Personen kein erhöhtes Risiko aus. Meine Bitte: Sprechen Sie Fehlverhalten freundlich, aber bestimmt an! Damit ist allen geholfen. Helfen sie aber auch, wenn sie miterleben, dass Menschen in unangebrachter Weise angegangen werden. Abschließend noch ein Wort zu den Firmen vom Festland: Hier sind wir in intensiven Gesprächen mit dem Landkreis, um eine für alle tragbare Lösung zu finden.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die in dieser Zeit dafür sorgen, dass das Leben weiterläuft. Dazu gehören die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der häuslichen Pflege, der Apotheken und Ärzte, der Lebensmittelgeschäfte und der Praxen, um nur einige zu nennen. Uns erreichen auch viele Hilfsangebote sowohl von Privaten als auch von Organisationen. Auch dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.
Achten Sie aufeinander und lassen Sie nicht zu, dass Menschen beschimpft werden. Dies ist auch die Zeit, um Zivilcourage zu zeigen.
Bleiben Sie gesund.
Jürgen Akkermann
Bürgermeister