Gespräche zum Thema Erdgasförderung vor den Inseln
Veröffentlicht von IRaBo am 13. Juli 2021
Gespräche zum Thema Erdgasförderung vor den Inseln mit der Firma ONE-DYAS, einem Öl und Gasunternehmen, die ihren Sitz in den Niederlanden hat. Es wird beabsichtigt, eine Erdgasförder- und aufbereitungsplattform zu errichten und für die nächsten 10 – 25 Jahre zu betreiben.
In einer Pressemitteilung aus dem Rathaus Borkum heißt es:
Die Bürgermeister der drei Inselgemeinden Borkum, Juist und Norderney haben sich am 06. Juli 2021 vehement gegen Pläne ausgesprochen, ca. 20 km vor Borkum in der Nordsee Gas zu fördern. Diese Aussage wurde gegenüber dem Geschäftsführer und weiteren Vertretern des niederländischen Unternehmens ONE-DYAS auf Borkum getroffen. Die Bürgermeister von Juist und Norderney waren per Video zugeschaltet.
ONE-DYAS hat Genehmigungsverfahren auf niederländischer und deutscher Seite eingeleitet, um eine neue Gasförderplattform im Erdgasfeld N05-A errichten zu können. Die Gasförderung in unmittelbarer Nähe zu den Ostfriesischen Inseln ist nicht akzeptabel. In der Allgemeinen Vorhabenbeschreibung steht: „[…] Der vorgesehene Standort der Plattform N05-A befindet sich im niederländischen Küstenmeer etwa fünfhundert Meter von den deutschen Hoheitsgewässern entfernt und ungefähr zwanzig Kilometer entfernt zu der Küste von Borkum. Teile des Erdgasfeldes N05-A befinden sich auf deutschem Hoheitsgebiet. Die umliegenden erdgashöffigen Erdgasfelder befinden sich zum Teil ebenfalls vollständig oder teilweise auf deutschem Hoheitsgebiet […]“
Der Betrieb einer Gasförderplattform hat große und nicht absehbare negative Auswirkungen auf die Umwelt. Damit ist die Lebensgrundlage der Inselbevölkerung und damit die wirtschaftliche Grundlage gefährdet. Es ist nicht nachzuvollziehen, in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Wattenmeer, zum UNESCO-Weltnaturerbe und zu Regionen, die allein vom Tourismus leben, eine weitere industrielle Nutzung zu etablieren. Neben der permanenten Verunreinigung durch vielfältigste Emissionen einer solchen Plattform sind die Folgen einer Havarie nicht auszudenken. Havarien sind möglich bei der Plattform selbst oder durch manövrierunfähige Schiffe, für die eine solche Plattform ein gefährliches Hindernis darstellt.
Der Nationalpark und das Wattenmeer stehen unter besonderem Schutz. Durch das Meerwasser findet ein ständiger Austausch zwischen dem Wattengebiet und der umgebenden Nordsee statt. Daher kann der Schutz nur sichergestellt werden, wenn auch die angrenzenden Bereiche der Nordsee von Belastungen freigehalten werden.
Zudem ist zu befürchten, dass auch vor Borkum geologische Effekte (Versackungen etc.) stattfinden können, die einen äußerst negativen und bedrohlichen Effekt auf die Inseln haben werden. Es ist aus Sicht der Inselbürgermeister nicht auszuschließen, dass ähnliche geologische Effekte entstehen, die bereits im Groninger Land und z. B. auf der westfriesischen Insel Ameland stattgefunden haben. (Anm. Red. In der Region Groningen befindet eine der größten Gaslagerstätten der Welt. Dort wird seit den 60er Jahren Gas gefördert. Zu Beginn der 1990er Jahre setzten die ersten Erdbeben ein und der Boden hat sich stellenweise bis zu 30cm abgesenkt. Das verursacht teil massive Schäden. Ein Beben in Huizingen im Jahr 2012 mit der Stärke von 3,3 war bisher der stärkste. Laut Untersuchungen könnte eine Stärke bis 5,0 möglich sein)
Die Bürgermeister zeigten sich auch besorgt über die Häufung umweltschädlicher Anlagen, insbesondere entlang der Ems, und der damit verbundenen kumulativen, d.h. anwachsenden, Belastung für Mensch und Natur.
Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann: „Wir beobachten, obwohl wir im Nationalpark leben, eine immer weiter fortschreitende Industrialisierung des Meeres und der Küsten. Das steht für uns im klaren Widerspruch zum Schutz des Wattenmeeres und zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen.“
In Zeiten des Klimawandels und unter dem Gesichtspunkt verbindlicher Vorgaben zur Reduzierung der CO2-Emissionen stößt die Erschließung weiterer fossiler Brennstoffe wie Erdgas auf Unverständnis. Die Bürgermeister forderten ONE-DYAS auf, sich auf nachhaltigere und regenerative Projekte zu fokussieren. Andere große Unternehmen sind diesen Schritt bereits erfolgreich gegangen.
Die Bürgermeister machten deutlich, dass aus Ihrer Sicht die einzig tragbare Lösung nur ein Stopp des Projektes ist. „Der aus unserer Sicht beste und sicherste Weg, die Auswirkungen auf die Umwelt klein zu halten, ist, die Bohrplattform nicht zu bauen.“
Jürgen Akkermann
Bürgermeister Stadt Borkum
Dr. Tjark Görges
Bürgermeister Inselgemeinde Juist
Frank Ulrichs
Bürgermeister Stadt Norderney
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