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Offener Brief des Bürgermeisters

Veröffentlicht von am 23. April 2020

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Da stahn wie vör, da mutten wi dör!

Liebe Borkumerinnen, liebe Borkumer,
 

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die Einschränkungen der Lebensfreiheit und die Einschränkungen des Tourismus begleiten uns jetzt schon seit mehreren Wochen. Der wirtschaftliche Schaden ist gewaltig und noch nicht bezifferbar, die Belastungen für jeden Einzelnen sind erheblich. Die Anzahl an Menschen in Kurzarbeit und die Anzahl der Betriebe, die keine oder nur wenige Einnahmen haben, ist schwerwiegend. Unsere Insellage mit den besonderen Einschränkungen hat diese Belastungen noch verstärkt. Wann wir wieder vollständig zur Normalität zurückkehren werden, kann ehrlicherweise niemand sagen. Diese Ungewissheit ist angesichts der massiven wirtschaftlichen, aber auch der sozialen und zwischenmenschlichen Belastungen, schwer zu ertragen.
 

Umso wichtiger ist es, jetzt Perspektiven zu entwickeln und aufzuzeigen, wie man zur Normalität zurückfindet. Für die Insel heißt das auch, tragbare Konzepte zu erarbeiten, wie die Insel für die Gäste wieder geöffnet werden kann. Dass diese Öffnung nur Schritt für Schritt erfolgen kann, ist eine der wenigen gesicherten Erkenntnisse zum weiteren Verlauf der Pandemie, die sich in den letzten Wochen herausgestellt haben. Tragbar heißt für mich in diesem Zusammenhang, dass neben der Notwendigkeit, die wirtschaftlichen Folgen zu mildern, der Gesundheitsschutz der Bevölkerung sichergestellt sein muss.
 

Auf der Insel werden an verschiedenen Stellen Konzepte entwickelt. Ich habe dazu mit Vertretern der Fraktionen im Rat gesprochen. Außerdem habe ich mich mit Vertretern der DeHoGa, des Einzelhandels und natürlich mit der NBG ausgetauscht, um gemeinsam einen Plan für die Öffnung der Insel zu entwickeln. Das Ergebnis ist an den Landrat, den Städtetag und die anderen Inselbürgermeister kommuniziert worden mit dem Ziel, die Landesregierung dazu zu bewegen, die erforderlichen Lockerungen zuzulassen. Weiterhin habe ich mich mit den niedergelassenen Ärzten und mit den Vertretern der Kliniken beraten, wie die vorhandene medizinische Infrastruktur besser für ein Öffnen der Insel vorbereitet werden kann.
 

Borkum – wie auch die anderen ostfriesischen Inseln – ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Dies trifft auch für unsere touristischen Strukturen zu, in denen wir uns vom Festland unterscheiden. Die Verordnungen, die unser Leben in Zeiten der Pandemie regeln, werden zentral von Hannover erlassen. Dort auf die Eigenheiten und Erfordernisse vor Ort einzugehen und diese zufriedenstellend zu berücksichtigen, ist schwierig. Eine wichtige Aufgabe sehe ich daher darin, auf vielen Ebenen die besonderen Erfordernisse zu kommunizieren und zu erklären. Hier sprechen wir uns mit den anderen ostfriesischen Inseln eng ab. Wir tragen die Themen u.a. in den Niedersächsischen Städtetag als unseren kommunalen Vertreter bei der Landesregierung und wir sind in enger Abstimmung mit dem Landrat, der wiederum seine Gremien nutzt, um die Aufmerksamkeit auf die besonderen Probleme der Insel zu lenken. Auch die Politik in Vertretung der Abgeordneten wird beteiligt, von Seiten der Stadt aber auch von Seiten der örtlichen Politik.
 

Lockerungen hinsichtlich des Öffnens der Insel können nur erfolgreich und gewinnbringend gelingen, wenn uns eigene Konzepte zugestanden werden. Darauf zielen unsere gesamten Bemühungen, hier auf der Insel und zusammen mit den anderen ostfriesischen Inseln, ab.
 

Dadurch, dass die letztendliche Entscheidung in Hannover liegt, erfordern alle Änderungen der geltenden Regeln ein großes Maß an Geduld, das aufzubringen mir und sicherlich vielen anderen sehr schwerfällt. Dies gilt ja nicht nur für touristische Konzepte, auch andere Themen wie der Zugang von Angehörigen und Lebenspartnern zur Insel zählt dazu. Dieses Thema wird von uns seit, man muss leider sagen, Wochen getrieben und mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass bei solchen Themen nicht schnell und pragmatisch reagiert werden kann. Die Belastungen für Familien stehen aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zu einem erhöhten Risiko.
 

Wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen. „Da stahn wie vör, da mutten wi dör.“ Neben den enormen wirtschaftlichen Belastungen werden die notwendigen Lockerungen jedem Einzelnen weiterhin viel abverlangen. Die Lockerungen können nur gelingen, wenn mit großer Disziplin die Regeln der Kontaktbeschränkungen befolgt werden. Auf dem Weg zur Normalität gibt es aber keinen anderen Weg. Wenn ich aber zurücksehe, bin ich sehr zuversichtlich gestimmt. Der bisherige Umgang der Borkumerinnen und Borkumer mit der Krise zeigt, dass die Menschen hier einen pragmatischen und auch konstruktiven Weg gefunden haben und sich nicht unterkriegen lassen wollen. Aus der Krise herauszukommen kann nur gemeinsam gelingen.
 

Allerbest und bleiben Sie gesund!
 

Jürgen Akkermann


Bürgermeister